Psychotherapie Conny Krakowski

Praxis mit Ausblick

Conny Krakowski

Heilpraktikerin für Psychotherapie

Diagnostik der ADHS im Erwachsenenalter

ADHS im Erwachsenenalter

Diagnostik der ADHS im Erwachsenenalter

Die Diagnostik

An welchen Leitlinien orientiert sich die Diagnose?

Wer kann bzw. darf testen?

Gut zu wissen!

Der Ablauf der Diagnostik

Testpsychologische Eingangsuntersuchungen

Das diagnostische Gespräch

Standartisierte Testverfahren

Ergänzende testpsychologische Screenings (Differentialdiagnostik)

Die Diagnose einer ADHS im Erwachsenenalter, ist eine komplexe klinische Diagnose, für die eine umfangreiche Anamnese und Exploration unerlässlich ist. Unter dem Begriff klinische Diagnostik verstehen wir alle ärztlich diagnostischen Maßnahmen außerhalb des Einsatzes hämodynamischer (Blutuntersuchungen) und bildgebender (Röntgen, CT, MRT) Untersuchungsmethoden

Sie richtet sich in Deutschland nach dem

ICD 10 / ICD 11 (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme)

bzw. nach dem DSM- V (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders)

Sie kann von psychologischen und ärztlichen Psychotherapeut*innen sowie von Fachärzt*innen für Psychiatrie und Psychotherapie, für Neurologie oder für Psychosomatische Medizin gestellt werden.

Zudem gibt es noch die Möglichkeit, sich bei einem speziell dafür ausgebildeten Heilpraktiker*innen für Psychotherapie austesten zu lassen. Gut geschulte Heilpraktiker für Psychotherapie, testen nicht anders wie Ärzte oder Psychotherapeuten. Sie verwenden dieselben Testverfahren. Oft werden auch diese Austestungen von Ärzten oder Kliniken dankbar angenommen. Das kommt aber immer auf die jeweiligen Ärzte bzw. Kliniken an. Sicher ist es nicht.

Was aber sicher ist, ist das eine solche Diagnostik auf jeden Fall eine erste Gewissheit geben kann.

Als Anmerkung sollte auch erwähnt werden, dass für die Diagnose einer adulten ADHS noch keine einheitlichen Leitlinien zur Verfügung stehen. Gängige Praxis bei der Diagnose von Erwachsenen ist die Anwendung einer oder mehrerer Screening Sammlungen, beispielsweise die

Hamburger ADHS-Skalen für Erwachsene (HASE)

und die

Kölner ADHS-Skalen für Erwachsene (KATE)

Ergänzend müssen andere psychische und (hirn-)organische Erkrankungen differenzialdiagnostisch betrachtet bzw. ausgeschlossen werden, da insbesondere eine adulte ADHS häufig von stark maskierenden Komorbiditäten begleitet wird. Nicht selten werden jene Begleiterkrankungen sowohl von ADHS-Betroffenen wie auch von weniger mit dem Störungsbild vertrauten Diagnostikern als Hauptsymptomatik fehlgedeutet, was den therapeutischen Effekt einer Behandlung deutlich mindern kann und nicht selten zu chronischen Verläufen der eigentlichen Begleitsymptomatik führt.

ADHS Screening

Gut zu wissen !
ADHS kann nur diagnostiziert werden, wenn es seit der Kindheit vorlag.
Andere psychische Erkrankungen erzeugen ähnliche Auffälligkeiten.

Die Borderline Persönlichkeitsstörung hat zum Beispiel Überschneidungen zu ADHS infolge der Impulsivität und der Stimmungsschwankungen und ggf. Substanzkonsum.

Wie ist nun der Ablauf einer ADHS Diagnostik im Erwachsenenalter?

Testpsychologische Eingangsuntersuchungen

 

 Depression, Anxxiety & Stress Scale (DASS-21)

Dieses Screening umfasst 21 Fragen und eignet sich zur Erfassung von Belastungen durch Depression, Angst und Stress.

Zu diesem Testverfahren muss erwähnt werden, dass Depressivität, Angstzustände und Stressintoleranz häufig Komorbiditäten (Begleiterkrankungen) einer adulten ADHS sind.

 

KATE: WHO´s 6- Questions Adult Self-Report-Scale (Adult ASRS)

Mit einer Genauigkeit von 97,9% gilt dieses Screening als eines der zuverlässigsten Instrumente in der Verdachtsdiagnostik von ADHS bei Erwachsenen. Die Sensitivität (Betroffene werden als solche erkannt) liegt bei 68,7%, die Spezifität (Nichtbetroffene werden als solche erkannt) bei 99,5%. Das Screening gilt als auffällig, sofern mindestens 4 Ankreuzungen in den relevanten Indexfeldern vorgenommen wurden.

KATE: WHO´s 18- Questions Adult Self-Report-Scale (Adult ASRS)

Mit einer Genauigkeit von 56,3 % und einer Spezifität von 98,3 % liegt mit der erweiterten Form des Adult ARSRS ein gutes und verlässliches Testinstrument vor. Die Genauigkeit wird mit 96,2 % angegeben und liegt nur geringfügig unter der Genauigkeit der Kurzversion. Das Screening gilt als auffällig, sofern mindestens 9 Ankreuzungen in den relevanten Indexfeldern vorgenommen wurden.

 

 

Daraufhin erfolgt ein

Diagnostisches Gespräch

Symptome (Kindheit und Erwachsenenalter werden differenziert betrachtet)

Entwicklung der ADHS (Schule, Familie, Beruf)

Wenn möglich erfolgt eine Begutachtung der Zeugnisse

Ausführliche biografische Anamnese (Lebenslauf)

Wenn möglich werden Angehörige, Freunde oder Arbeitskollegen in die Diagnostik mit einbezogen.

 

Weiter geht es mit

 

Standardisierten Testverfahren (Fragebögen)

Selbsteinschätzung des Patienten mithilfe standardisierter Tests wie den

 

HASE: ADHS-Selbstbeurteilung (ADHS-SB)

HASE: Wender Utah Rating Scale, Kurzform (WURS-K)

In diesem retrospektiven Screening werden ADHS-typische Verhaltensweisen, Eigenschaften und Schwierigkeiten zwischen dem 8. und 10. Lebensjahr abgefragt.

In der ICD-10 wird das Vorliegen einer ADHS im Kindesalter zwingend zur Diagnose der adulten Form verlangt.

Dieser Fragebogen misst mit 86%iger Genauigkeit das Vorliegen von ADHS im Alter zwischen 8 und 10 Jahren. Die Fragen stellen Selbstbeschreibungen in der Kindheit dar.

HASE: Wender-Reimherr-Selbstbeurteilung (WR-SB)

Dieser Test bezieht auch Symptome auf emotionaler Ebene mit in die Diagnostik ein und trägt somit den durch die Störung bedingten Alltagseinschränkungen Rechnung. Ebendiese sind im Erwachsenenalter von großer Bedeutung, da sie negative Folgen für das soziale und berufliche Leben beinhalten und Einfluss auf die Lebensqualität der Betroffenen haben Obgleich das WR-SB-Screening nicht exklusiv zur Diagnose einer adulten ADHS ausreicht, kann das Testverfahren im Rahmen der ADHS-Gesamtdiagnostik als einer von mehreren Bausteinen und ergänzend zur persönlichen Exploration sinnvoll eingesetzt werden. Der Einsatz der WR-SB setzt ein auffälliges WURS-K-Screening voraus.

ADHS-Screening für Erwachsene, Langform (ADHS-LE)

Das ADHS-Screening für Erwachsene stellt ein zeitökonomisches Screening-Instrument zur Erfassung von Symptomen einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Erwachsenen dar. Die erfassten Bereiche orientieren sich an den diagnostischen Leitlinien zur ADHS bei Erwachsenen. Dabei ermöglicht eine differenzierte Profilanalyse die individuelle Einschätzung der Ausprägung und des Schweregrades einer ADHS-Symptomatik und liefert ebenfalls differenzialdiagnostische Zusatzinformationen.

Kölner ADHS-Test für Erwachsene

Die Testbatterie KATE umfasst die wichtigsten Testverfahren, die für die Differentialdiagnose von ADHS im Erwachsenenalter notwendig sind und die die Therapieplanung sowie -evaluation ermöglichen.

Als Teil der Kölner ADHS-Skalen für Erwachsene stellt dieses Screening ein ökonomisches und zugleich hilfreiches diagnostisches Instrument dar. Die Testung umfasst 18 Aussagen über Verhaltensweisen der letzten drei Monate.

DIVA – 5 Interview

Das DIVA-5 Interview ist der im Moment differenzierteste Test, um das Vorliegen von ADHS zu erfassen. Zum einen ist die Altersspanne dem aktuellen Forschungsstand angepasst.

Es wird nun das Lebensalter zwischen 5 und 12 abgefragt.

Der Fragebogen richtet sich auf typische Verhaltensweisen, da diese besser erinnert werden als Selbstbeschreibungen. Zudem stellt das DIVA-5-Interview den Symptomshift(Wechsel) von der Kindheit zum Erwachsenenalter gegenüber. Im Erwachsenenalter werden auch Kompensationsmechanismen mit abgefragt (Beispielsweise: Ich habe eine fehlende Flexibilität im Alltag, weil ich mich an feste Pläne halten muss).

Daraufhin folgen:

Ergänzende testpsychologische Screenings (Differentialdiagnostik)

 

Borderline Persönlichkeitsstörung
Die Borderline Persönlichkeitsstörung ist die häufigste Fehldiagnose bei ADHS. Der Grund sind die Überschneidungen beider Störungsbilder in den Bereichen Impulsivität, Stimmungsschwankungen und ggf. Substanzkonsum. Mit Kenntnis der Feinheiten sind beide Störungsbilder jedoch glasklar unterscheidbar. Bei einfachem Nachfragen unterscheiden sich zum Beispiel auch die inneren Motive für das Aufsuchen gefährlicher Situationen. 

BPI – das Borderline Persönlichkeitsinventar
Das BPI erkennt Borderline zuverlässig, da es das Innenerleben der Betroffenen abfragt und dimensional auf der Ebene innerer Konflikte abbildet. Ein Vorteil dieser Austestung ist, dass psychotische Symptome in der Vergangenheit abgefragt werden. Sollten diese nicht infolge von Drogengebrauch vorgekommen sein, ist eine Stimulanzientherapie kontraindiziert.

Autismus
Autismus und ADHS haben verschiedene Überlappungen und vermutlich auch eine gemeinsame neurologische Basis. Etwa die Hälfte der Autisten hat zusätzlich ADHS. Beide Störungsbilder erzeugen insbesondere in der Kindheit ähnliche Symptome. Die Reizoffenheit von Autisten führt dazu, sich in einer Schulklasse nicht konzentrieren zu können. Zu Hause in ruhigem Umfeld jedoch durchaus. Somit erfüllen viele Autisten die beobachtbaren ADHS-Kriterien in der Kindheit, ohne ADHS zu haben. 

Eine vollständige psychometrische Testung kann bei Bedarf unter Nutzung des ADOS-2/Modul 4 durchgeführt werden. Hierbei werden in der Verhaltensbeobachtung interaktionelle Schwierigkeiten und körperliche Auffälligkeiten skaliert. 

PTBS (Post-Traumatische-Belastungs-Störung)

Das gleichzeitige Vorliegen von PTBS erzeugt ähnliche Symptome wie ADHS: Stimmungsschwankungen, Hyperarousal und infolge depressiver Symptomatik auch eine verminderte Konzentration. Im IES-R-Fragebogen – der „Impact-of-Event-Scale“ wird die PTBS Symptomatik auf drei Ebenen in Bezug zu Vergleichsstichproben gesetzt. Die Dimensionen sind Vermeidungsverhalten, Intrusionen und Hyperarousal. Jede Pharmakotherapie wird unzureichende Effekte erzielen, wenn eine PTBS dieselben Symptome aufrechterhält. Bitte bedenken Sie, dass ADHS-Patienten mit einer hohen Impulsivität und Sensation Seeking überdurchschnittlich oft von PTBS betroffen sind.

k-PTBS – Die komplexe posttraumatische Belastungsstörung

Die Symptomatik der k-PTBS ähnelt auf den ersten Blick der ADHS Symptomatik. Betroffene haben oftmals keine Flashbacks und Intrusionen, jedoch ein andauerndes latentes Hyperarousal infolge von andauerndem Gefährdungserleben. Auch Betroffene von k-PTBS können impulsives Verhalten insbesondere im Ausdruck von Ärger zeigen. Durch eine Vielzahl überlebter traumatisierender Situationen sinkt oftmals das Gefährdungserleben. Bedrohliche Situationen werden nicht mehr als solche wahrgenommen. Zur Selbstmedikation kommt es oft zu Suchterkrankungen (insbesondere Cannabis und Alkohol). Die k-PTBS kann als ein Syndrom aus verschiedenen unspezifischen Symptomen verstanden werden.

Interview zu komplexen posttraumatischen Belastungsstörung.
Das IKPTBS systematisiert die verschiedenen Dimensionen des Syndroms nach Störungen der Regulation von Affekten und Impulsen, Störungen der Wahrnehmung oder des Bewusstseins, Störungen der Selbstwahrnehmung, Störungen in der Beziehung zu anderen Menschen, Veränderungen von Lebenseinstellungen uns Somatisierung. Dadurch entstehen klar unterscheidbare Problemfelder, die eine saubere Therapieplanung ermöglichen.

Persönlichkeitsstil- und Störungsinventar (PSSI)

Beck-Angst-Inventar (BAI)

Beck-Depressions-Inventar, Revision (BDI-II)

Trierer Inventar zum chronischen Stress (TICS)

Und gegebenenfalls noch andere

 

Zusammengefasst besteht ein ADHS Screening im Erwachsenenalter aus verschiedenen Bausteinen.

Standardisierte Testverfahren (Fragebögen)

Selbsteinschätzung des Patienten mithilfe standardisierter TestsFremdanamnese (Eltern, Lehrer usw.)

Mögliche Differenzialdiagnosen (z.B. PTBS , Borderline, k-PTBS, Autismus, Schilddrüsenüberfunktion, Suchtmittel, Hochbegabung, Bipolare Störungen usw.)

Konzentrationstests

Neuropsychologische Tests (Evtl. körperliche Untersuchung und neurologische Untersuchungen der Fein- und Grobmotorik, der Bewegungskoordination sowie der Sinnesorgane (u.a. Testung der Sehstärke, des Hörvermögens)

weitere Untersuchungen: evtl. Messung der Hirnströme (EEG) und der Herztätigkeit (EKG)

 sowie Blutuntersuchungen (insbesondere bei geplanter Medikamentengabe)

 

 

 

Therapie bei ADHS